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KOPF.HERZ. HAND.WERK. 75 JAHRE JAGGI+HAFTER

«Vieles hängt von unseren Mitarbeitern ab»

Vor gut 30 Jahren übernahm der Unternehmer Hansruedi Wyss aus Brugg die Jäggi+Hafter AG. Im Interview zieht er Bilanz – und ist zufrieden.

Hansjörg Honegger: Sie sind seit 1991 Inhaber von Jäggi+Hafter. Wie kam es dazu?

Hansruedi Wyss: Diese Geschichte hat ihren Beginn bereits zehn Jahre früher. Damals übernahm ich die Firma Jäggi, das war das Mutterhaus von Jäggi+Hafter.

 

Diese Firma gehörte damals Martin Hafter, dem Schwiegersohn des Gründers der Jäggi AG Brugg, Albert Jäggi.

Hansruedi Wyss: Genau, Albert gründete 1912 die Firma Jäggi und dann 1948 gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Martin Hafter die Firma Jäggi+Hafter.

 

Welche Beziehung hatten Sie damals zur Baubranche?

Hansruedi Wyss: Ich studierte Bauingenieur und arbeitete einige Jahre bei einer Firma, die später in der heutigen Implenia aufging. Aber ich wollte immer selbständig sein, das liegt in den Genen meiner Familie. Der Kauf der Firma Jäggi war eher ein Zufall, ich hörte damals, dass sie zum Verkauf ausgeschrieben war.

 

Dann war die Übernahme von Jäggi+Hafter eine logische Folge dieses Kaufs.

Hansruedi Wyss: Ja, so lernte ich Martin Hafter natürlich kennen. 10 Jahre später, 1991, verkaufte er mir aus Altersgründen Jäggi+Hafter. Diese Übernahme war für uns beide ein naheliegender Schritt. Damals konnte man als Bauunternehmer noch Immobilien mit Potenzial kaufen und entwickeln, der Markt war weniger überhitzt als heute.

 

Lassen Sie uns zu Jäggi+Hafter zurückkehren. Wie hat sich die Firma in den letzten 30 Jahren verändert?

Hansruedi Wyss: Früher lag der Schwerpunkt auf Industriebauten. Die sind eher selten geworden. Heute setzen wir auf komplexe Um- und Neubauten. In diesem Bereich haben wir unsere Stärke.

 

Wie viele Angestellte hat die Firma heute?

Hansruedi Wyss: Wir haben rund 150 Angestellte, mit temporären Mitarbeitern kann das aber je nach Situation gegen 200 Leute gehen. Viel grösser wollen wir aber nicht mehr werden. Gerade in der Baubranche habe ich schon einige Beispiele gesehen, wie Firmen gescheitert sind, weil sie zu gross wurden. Wir sind flexibel und müssten nicht im Konzert der ganz Grossen mitspielen. Das ist ideal.

 

 

Sind Sie auch noch operativ tätig?

Hansruedi Wyss: Nein, das macht es ja auch spannend. Wir haben ein tolles Leitungsteam, das im Rahmen der Firmenführung selbstständig Entscheidungen fällen kann. Und natürlich für die Performance der Firma die Verantwortung trägt.

 

Das tönt jetzt sehr entspannt.

Hansruedi Wyss: Naja, nicht ganz. Wir leiden in der Baubranche unter einem starken Mangel an Fachkräften, vor allem auf der Führungsebene. Hier bräuchten wir zusätzlich noch Verstärkung.

 

Wie könnte man den Fachkräftemangel in der Baubranche in den Griff bekommen?

Hansruedi Wyss: Nur wenige Leute sehen die Chancen, die eine Karriere auf dem Bau bietet, das ist ein Problem. Wir sind konfrontiert mit neuen Lebensentwürfen, in denen die Work-Life-Balance sehr viel wichtiger ist. Allerdings muss ich sagen: Bei Jäggi+Hafter haben wir sehr wenig Fluktuation. Wer mal bei uns ist, bleibt in der Regel. Das zeigt mir, dass wir sehr vieles richtig machen.

Bei Jäggi+Hafter haben wir sehr wenig Fluktuation. Wer mal bei uns ist, bleibt in der Regel. Das zeigt mir, dass wir sehr vieles richtig machen.

Hansruedi Wyss

 

Treue Mitarbeitende sind ein Mehrwert für die Firma?

Hansruedi Wyss: Absolut. Der Leiter unserer Abteilung Holzbau, Ruedi Ehrensperger, ist seit vielen Jahren dabei. Er arbeitet mit seinem Team sehr erfolgreich in dieser Sparte. In Brugg bei der Jäggi AG mussten wir den Holzbau aufgeben, weil er nicht funktioniert hat – dafür konnten wir den Fensterbau erfolgreich weiterführen. Das zeigt mir deutlich: Vieles hängt von den Mitarbeitenden und ihrem persönlichen Engagement ab. Diesbezüglich haben wir grosses Glück bei Jäggi+Hafter.

 

Und doch: Die letzten drei Jahre waren für die Schweizer Wirtschaft schwierig.

Hansruedi Wyss: Die Baubranche kam mit einem blauen Auge davon.

 

Trotz steigender Rohstoffpreise?

Hansruedi Wyss: Wichtig war, dass wir zwischen Offerte, Auftragserteilung und Materialbestellung möglichst wenig Zeit verloren haben. Dies gelang bei Jäggi+Hafter relativ gut.

 

Wie war diese Zeit für Sie persönlich?

Hansruedi Wyss: Ich bin froh, kamen unsere Bauunternehmungen recht gut durch diese Zeit, auch Jäggi+Hafter. Das war nicht selbstverständlich. Wir hatten in der Wyss Holding einen Betrieb, dessen Umsatz um 80 Prozent einbrach. Das war dramatisch.

 

Wenn wir jetzt noch einen Blick in die Zukunft werfen: Was wird das Baugewerbe in den nächsten Jahren stark beschäftigen?

Hansruedi Wyss: Die Zinsentwicklung. Anziehende Zinsen sind für Bauunternehmer immer schwierig. Diesbezüglich hatten wir in den letzten Jahren eine gute Situation. Ebenfalls sehr starken Einfluss wird die Digitalisierung haben. Hier rollen wir im Moment Lösungen aus für alle Firmen der Holding, damit wir von Skalierungseffekten profitieren können. Das ist aber sicher nicht meine Kernkompetenz (Iacht). Ich hinterfrage gewisse Dinge, das gehört zu meiner Verantwortung.

 

Wo steht Jäggi+Hafter in 10 Jahren? Werden Häuser in Zukunft gedruckt werden?

Hansruedi Wyss: Nein, das glaube ich nicht. Dafür gibt es keine Anzeichen. In einem weiteren Zeithorizont geht das vielleicht. Jäggi Hafter ist im Raum Zürich sehr gut als mittelgrosses Baugeschäft etabliert. Diese Stärke können wir auch in den nächsten 10 Jahren ausspielen. An Innovation wird sich wie angesprochen die Digitalisierung noch stärker durchsetzen, auch auf dem Bau selbst. 

 

Sie blicken also optimistisch in die Zukunft, auch am 75-jährigen Jubiläum der Firma?

Hansruedi Wyss: Absolut! Wir haben sehr gute Mitarbeitende, ein nachhaltiges Konzept und meine Nachfolge ist dank des Engagements meiner Familie auch gewährleistet. Warum sollte ich nicht optimistisch sein?

Die Wyss Gruppe ist ein Schweizer Familienunternehmen mit Beteiligungen in den Bereichen Bau, Gesundheit, Immobilien und Dienstleistungen mit Sitz in Brugg. Mit ihren Beteiligungsstandorten in den Kantonen Aargau, Zürich, Zug und Graubünden beschäftigt sie insgesamt zwischen 700 und 800 Mitarbeitende. Die Wyss Gruppe AG ist eine 100%-ige Tochter der 1989 gegründeten Wyss Holding AG. Seit 1991 ist auch die Jäggi+Hafter AG Teil der Firmengruppe.

Text Hansjörg Honegger

Foto Dominic Steinmann

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75 Jahre Jäggi+Hafter

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