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KOPF.HERZ. HAND.WERK. 75 JAHRE JAGGI+HAFTER

«Ich bin froh, dass mich heute auf der Baustelle niemand mehr siezt»

Reto Camossi ist Projektleiter Holzbau und schon seit 31 Jahren bei Jäggi+Hafter tätig. Im Beitrag erzählt er von einem ganz besonderen Umbau.

Im Jahr 1987 war ich bei der Firma Locher in Zürich für ein paar Tage in der Schnupperlehre zum Zimmermann. Als Teil des Programms durfte ich auf fünf verschiedenen Baustellen mitarbeiten. Eine davon war ein altes Haus an der Genferstrasse im Zürcher Enge-Quartier. Als ich dort ankam, stand schon der etwas ältere Polier vor mir und sagte schroff: «So, jetzt das Brett da neh und aaschrube».

Das war damals nicht unüblich: Poliere waren Hoheiten auf dem Bau und man war per Sie. Als 15-jähriger Bube war ich weder kräftig, noch hatte ich eine Ahnung, welche Funktion dieses Brett überhaupt hatte. Nichtsdestotrotz montierte ich es wie vorgegeben – gefühlt mit letzter Kraft – und fiel am Abend todmüde ins Bett. Doch mein Einsatz sollte sich auszahlen – ich bekam die Lehrstelle schliesslich. 

Ein Baustelle weckt Erinnerungen

30 Jahre später erhielt ich einen Anruf für ein neues Holzbau-Projekt – unterdessen war ich Projektleiter Holzbau bei Jäggi+Hafter. Man teilte mir die Adresse für den Umbau mit und ich fuhr zum betreffenden Objekt, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Schon auf der Fahrt dachte ich mir: Das könnte es sein. Als ich vor dem Haus stand, lief vor meinem inneren Auge der Film ab: Es war dasselbe Haus, das ich in der Schnupperlehre besucht hatte. Es stand offen und war innen vollständig leer. Ich ging die Treppe hoch in den Estrich und sah geradeaus vor mir die Holzplatte: Sie war noch immer da!

Für mich war diese Baustelle eine Reise zurück zu meinen Anfängen als Holzbauer

Reto Camossi

Zwei Jahre bauten wir dieses Haus zusammen mit den Maurern um. Für uns Holzbauer war es ein langes und technisch herausforderndes Projekt. Natürlich wusste ich mittlerweile, welchem Zweck das Brett damals vor 30 Jahren gedient hatte: zur Stabilisierung. Im Verlauf der Rückbauten begegnete mir auch immer wieder der Name des hoheitlichen Poliers von damals ­– als Notiz auf den Materialien.

Für alle anderen im Team war das eine normale Baustelle – niemand sonst hatte ja einen persönlichen Bezug dazu. Aber für mich war es eine Reise zurück zu meinen Anfängen als Holzbauer und damit auch eine schöne Rückschau auf meinen Werdegang und die Entwicklungen der Baubranche in den letzten Jahrzehnten. Und was die Holzplatte angeht: Sie wurde im Verlauf der Umbauten schliesslich entfernt.

Text Delia Freitag

Foto Gion Pfander

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75 Jahre Jäggi+Hafter

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